ZERO im Interview

ZERO ist freiberuflicher Künstler aus Berlin und hat bei uns den Kurs und ein Coaching mitgemacht. Wir haben ihn gefragt, was ihn zu Diversicon geführt hat und wie die Erfahrung für ihn war.

ZERO

Jahrgang 1975 geboren / aufgewachsen in Berlin
Beruf: freiberuflich als Bildender Künstler / derzeit in Ausbildung zum Kunsttherapeut

Hobbys: Es ist mehr ein Lebensgefühl, als ein Hobby: Ich bin mit der Hip-Hop Kultur aufgewachsen, in den späten 80er Jahren hab ich voller Begeisterung mit dem Graffiti-Writing angefangen. Bis heute hat mich die Leidenschaft dazu nicht verlassen. Ich lebe vegan und koche sehr gerne. Ich interessiere mich für Spirituelles, die Natur und Meditation, für den Wald und das Meer.

Wie war deine Situation vor deiner Zeit bei Diversicon?
Seit 1994 bin ich freiberuflich tätig als bildender Künstler. Mein erstes Standbein ist die Malerei und das Organisieren eigener Ausstellungen. Das zweite Standbein ist professionelle Auftragsmalerei. Ich habe so ziemlich alles umgesetzt, was auftragstechnisch möglich ist – von ganz kleinen Objekten bis hin zu Hausfassaden. Mein Kundenstamm geht quer durch alle Gesellschaftsschichten. Für die Grundversorgung hab ich relativ lange Hartz IV bezogen, und parallel dazu mit meiner Arbeit Geld verdient um frei Leben zu können. Vor zwei Jahren fiel es mir schwer herauszufinden, was ich in Zukunft machen möchte um mich weiter zu entwickeln, aber ich wusste, dass ich dringendst Veränderung brauche. Ich war im Suchmodus. Ich begab mich vorab für einige Zeit in stationäre Gruppentherapie und im Prozess kam wieder die Frage auf, wie es mit mir und meiner Lebens- und Arbeitssituation weitergehen kann. Schon bald zeichnete sich dabei der Wunsch den Beruf des Kunsttherapeuten zu erlernen für mich ab. Zumal ich in dem Bereich viel Selbsterfahrung habe und gerne in Verbindung mit der Kunst in einem helfenden Beruf arbeiten würde. Monatelang hat mir das Jobcenter alles abverlangt und es mir ordentlich schwer gemacht an einen Bildungsgutschein für die Kunsttherapieausbildung zu kommen. Nach sechs Monaten hatte ich zwei Angebote: Einmal Diversicon – oder ein Praktikum im kreativtherapeutischen Bereich einer der besten Kliniken Berlins. Die Option Diversicon war für mich einfach viel notwendiger. Schon in den ersten Telefongesprächen hat sich der Umgang gut angefühlt. Also habe ich mich für diese vielversprechendere Option entschieden.

Wie war die Erfahrung im Kurs für dich?
Ich war zuerst aufgeregt, bin dann aber ziemlich schnell entspannt gewesen, durch die Art, wie ich aufgefangen wurde – sowohl von den Coaches, als auch von den anderen Kursteilnehmenden. Ich hab sofort gemerkt, dass ich mit allen gut kann. Es hat sich alles so ungekünstelt angefühlt. Ich habe mich in der gesamten Umgebung immer wohl gefühlt. Ein Thema, das ich besonders wichtig finde und welches ich auch in Zukunft immer weiter ausbauen möchte, ist die persönliche Weiterentwicklung. Nicht nur über Probleme zu reden, sondern auch darüber, was man jetzt mit der Situation – z.B. als Autist – macht. Parallel zur Selbstreflektion hat mich auch interessiert, wie mich die anderen Kursteilnehmenden und Coaches wahrnehmen. Ich habe ganz viel gefragt, gesagt und zugehört. Insgesamt habe ich in den 8 Wochen viel Hilfreiches für mich rausgezogen und bin mit einem vollen Werkzeugkoffer gegangen. Es hat mir geholfen mit dem eigenen Autismus umzugehen und von der Erfahrung von Diversicon zu lernen. Das Bewerbungstraining hat mir sehr (!) geholfen. Der Abschlussbericht von Diversicon hat mir dann letztendlich die Tür zum Erhalt des Bildungsgutscheins für die Ausbildung zum Klinischen Kunsttherapeuten geöffnet.

Wie war es für dich, dich so intensiv mit dem Thema Neurodiversität auseinanderzusetzen?
Vielleicht kurz vorab: Ich habe noch keine Diagnose, aber es liegt schon auf der Hand, dass ich im Autismus-Spektrum bin. Ich bin noch nicht so lange damit konfrontiert, somit ist die Auseinandersetzung mit dem Thema absolutes Neuland für mich gewesen. Wenn ich mich selber sagen höre „Ich bin Autist“, klingt das in meinen Ohren noch ein bisschen fremd. Es spielt doch immer noch etwas Stigmadenken mit rein. Es hat mir also echt gut getan, mich damit zu befassen. Der gesamte Prozess bei Diversicon war für mich erleichternd, stärkend und neu aufrichtend. Ich spüre kaum Druck mehr und habe mich und meine -schon immer dagewesenen- Skills neu kennengelernt.

Was machst du nun nach dem Kurs?
Ich habe ziemlich zeitnah nach dem Kurs die Ausbildung zum Klinischen Kunsttherapeuten begonnen. Das Studium beinhaltet die Methoden der Kunsttherapie. Also auch alle kreativtherapeutischen Methoden, etwa wie ich jemanden in den heilsamen Malprozess und in Folge dessen zum Sprechen animieren kann. Im Rahmen der Ausbildung ist auch ein Pflichtpraktikum im klinischen Setting mit 400 Praktikumsstunden vorgesehen. Die Ausbildung geht insgesamt zwei Jahre und ich werde neben einigen internen Prüfungen eine mündliche und schriftliche Prüfung vor dem Gesundheitsamt ablegen.

Nun bist du im Lerncoaching. Warum hast du dir gewünscht ein Lerncoaching zu machen?
Weil es mir momentan noch Festigkeit und Sicherheit in meiner Zielstrebigkeit gibt. Das Coaching ist mir wichtig um Ungewissheiten zu bearbeiten. Manchmal ist es einfach ein klärendes Gespräch zum Verständnis und manchmal eher wie Nachhilfe. Es hilft mir Lernstrategien zu entwickeln und meine Studienprojekte zu planen.

Möchtest du sonst noch etwas loswerden?
Herzlichste Grüße an das gesamte Diversicon Team und meinen vollen Respekt (!) für eure professionelle Haltung im allgemeinen- vor allem aber im Umgang mit den Kursteilnehmern. Ich wünsche euch, dass ihr euch dieses Qualitätssiegel bewahrt. Hier noch ein aufbauendes Wörtchen von mir für alle, die überlegen eine Lebensveränderung vorzunehmen: Zögert nicht einen Schritt in eine bessere, wenn auch ungewisse Richtung zu gehen. Das ist mein Einstiegsmotto in jede neue Lebensphase wie einst bei Diversicon.

Vielen Dank für das Gespräch, ZERO!